"Der beste Chror im Westen" Männer aus Ense und Voßwinkel trumpfen groß auf
Wie erobert man(n) die Herzen von fast 2000 Zuschauern im Sturm? Die perfekte Antwort haben die Sänger der Chorgemeinschaft Voßwinkel-Höingen am Samstagabend bei der TV-Aufzeichnung von „Der beste Chor im Westen“ geliefert - und sind ins Halbfinale eingezogen.
Ihr Erfolgsrezept: Mit dem richtigen Song, mit Treffsicherheit in Sachen Klang, mit einem lässigen Outfit, mit einer nicht aufgesetzten Präsentation – und mit einer riesigen Portion Sauerländer Charme brachten die „Oldies“ des gesamten Wettbewerbs nicht nur Jury-Mitglied Jane Comerford (Frontsängerin der Band „Texas Lightning“) zum Schwärmen: „Ihr habt unglaubliches Selbstbewusstsein ausgestrahlt. Und bei mir habt ihr definitiv gepunktet mit eurem Niedlichkeitsfaktor!“
Die 40 Tenöre und Bässe fühlten sich mit ihrem Chorleiter Stefan Risse von der ersten bis zur letzten Minuten ihres großen Fernseh-Abenteuers spürbar wohl in der Rolle des „Exoten“ - auf der Bühne mit dem Song „Männer mag man eben“, aber auch abseits. Ein großes Erinnerungsfoto kurz vor dem Auftritt für unseren Fotografen? Kein Problem!
Unter den 20 Chören, die es in den Vorentscheiden in Duisburg (lief am vergangenen Freitag im Fernsehen) und jetzt in Hamm ins Halbfinale des TV-Formates „Der beste Chor im Westen“ schaffen wollten, sind die Höinger und Voßwinkeler Sänger zwischen Ensembles mit nur fünf oder sechs Aktiven, Gospel-, Kammer-, Pop- und Kinderchören der einzige Männerchor.
130 Fans sorgen für Heimspiel-Atmosphäre
Die Botschaft des vor zehn Jahren fusionierten Meisterchores kommt beim Publikum an: einfach Spaß haben, völlig unabhängig davon, ob man es ins Halbfinale schafft oder nicht.
Als dritter Chor des Abends ist die Chorgemeinschaft Voßwinkel-Höingen an der Reihe. Moderator Marco Schreyl kündigt um 19.51 Uhr den Auftritt an – zu verstehen ist er da längst nicht mehr, weil mehr als 130 in drei Bussen angereiste, mit witzigen Plakaten ausgestattete Fans des Chores in der Alfred-Fischer-Halle für echte Heimspiel-Atmosphäre sorgen.
Während jener kurze TV-Beitrag über die Bildschirme flimmert, der schon vor einigen Wochen auf einer großen Lichtung im Wald produziert worden war, kommen die Sänger auf die Bühne. Knapp fünf Stunden nach der Ankunft in Hamm und knapp 24 Stunden nach der Generalprobe gilt es jetzt also abzurufen, was Stefan Risse ihnen musikalisch und choreographisch eingetrichtert hat.
Song heißt "Männer mag man eben"
Sind die Männer wirklich so cool wie sie wirken? Chorleiter Stefan Risse hat die Hände erst lässig in der Tasche. Dann gibt er seinen Jungs die Anfangstöne – nicht vom Flügel. Der Höinger zückt seine Stimmgabel, los geht‘s mit „Männer mag man eben“.
Und es läuft richtig klasse: Die Intonation ist gut, der Text sitzt, die Gesichter strahlen. Kleine Gesten – hier das coole Nesteln an den knallroten Hosenträgern, dort das zufriedene Streicheln über das Bierbäuchlein – kommen prima an, weil sie den humorvollen Text über das Männer-Dasein untermauern. Das kann Männerchor im Jahr 2018 sein… Nach knapp drei Minuten ist alles vorbei – und der Saal tobt.
Was wird die Jury sagen? Drei der vier Juroren urteilen. Natalie Horler, Frontfrau der Band „Cascada“ fängt an. Und wie: „Ganz, ganz toll! Ich habe nichts auszusetzen, wirklich cool. Eure Erzählung von dieser Männerwelt ist so überzeugend, dass ich gerne Teil davon sein möchte!“
Juror verbündet sich mit den Männern
Giovanni Zarrella verbündet sich sogar mit dem Chor auf der Bühne: „Das hier ist euer Moment. Ich weiß, zuhause ist es manchmal schwierig für uns Männer – wir sind in derselben Mannschaft. Ihr ward so entspannt, so locker, da war kein Zittern. Ihr habt mir sehr viel Spaß gemacht. Ich bin aus dem Grinsen gar nicht mehr herausgekommen“, sagt das TV-Sternchen, das einst in der Casting-Band „Bro‘Sis“ dabei war.
Während die Jury urteilt, lehnt Chorleiter Risse erst ganz lässig am Flügel, sagt grinsend: „Das halbe Dorf ist unterwegs.“ Danach ballt er die Faust und strahlt von einem Ohr bis zum anderen. Die Männer winken ins Publikum, gehen zurück hinter die Bühne, wo sie von Moderatorin Marwa Eldessouky erwartet werden.
Hier zückt der erste direkt das Handy, macht Fotos „für die Ewigkeit“, damit man davon noch in vielen Jahren erzählen kann. Dabei sein ist wirklich alles für die Chorgemeinschaft…
Fünf Duelle: Einer siegt, einer fliegt
Zwei Chöre aus Beckum und Geilenkirchen waren schon dran, sieben weitere starke Chöre aus Unna, Münster, Olsberg, Bielefeld, Bonn, Köln und Aachen folgen. Dann zieht sich die Jury zurück, die alleine entscheidet, welche fünf eine Runde weiterkommen und welche ausscheiden.
Moderator Marco Schreyl bekommt den goldenen Umschlag mit dem Ergebnis überreicht. Je zwei Chöre werden mit Zitaten aus der Jurybewertung aufgerufen – einer siegt, einer flieg
Noch steht aber die bange Frage im Raum: „Reicht es für die Chorgemeinschaft Voßwinkel-Höingen zum Halbfinal-Ticket im „Sauerland-Duell beim Vorentscheid in Hamm“ (Schreyl) mit dem Frauenchor Abgestimmt aus Olsberg?“ „Wir wollen nach Köln, wir denken positiv“, sagt ein Sänger ins Mikrofon der Backstage-Reporterin, dieser Wunsch soll sich wenig später erfüllen.
Bericht: Soester Anzeiger, 25.11.2018