Pfeife rauchen ist wie Meditation“
Der Voßwinkeler Club „PUBA“ frönt einem ungewöhnlichen Hobby – und richtet zum 40-Jährigen eine Westdeutsche Meisterschaft aus: im Pfeifelangsamrauchen
„Wir waren junge Leute, haben irgendwann mit 17 das Pfeife rauchen angefangen“, erinnert sich Andreas Schreiber. Das war im Jahr 1978 – und die Geburtsstunde des Pfeifenclubs „PUBA“, dessen Präsident der Voßwinkler Schreiber heute, 40 Jahre später, ist.
Mehr zur Namensgebung und Geschichte seines Vereins verrät der „Präsi“ im Drei-Fragen-Interview rechts; doch natürlich gilt es auch, über das Jubiläum zu sprechen – vier Jahrzehnte sind schließlich eine lange Zeit; und Anlass für schmauchende Feierlichkeiten.
Natürlich geht es den „Pubas“ in erster Linie um Genuss, doch dieser wird kombiniert mit sportlichem Ehrgeiz: Als Mitglieder im Westdeutschen Pfeifenraucherverband (WDP) und im Verband Deutscher Pfeifenraucher (VDP) „erpafften“ sich die Voßwinkler im Laufe ihrer Club-Geschichte zahlreiche Titel: Zehn westdeutsche und vier deutsche Mannschaftsmeisterschaften sowie zahlreiche Einzelsiege stehen zu Buche; die Disziplin? Pfeifelangsamrauchen!
Aus Anlass des Jubiläums haben sich die heimischen Tabakfreunde entschlossen, erneut einen Wettbewerb als Ausrichter anzugehen: Am 19. Mai richtet PUBA die „39. Westdeutsche Meisterschaft im Pfeifelangsamrauchen“ aus.
„Feuer frei“ heißt es also in etwa fünf Wochen in der Gaststätte Bergheimer Hof (Bachumer Weg 2 auf Bergheim). Mit diesem Kommando des Oberschiedsrichters starten tatsächlich solche offiziellen Wettkämpfe.
Um nicht mit dem Nichtraucherschutzgesetz in Konflikt zu geraten, ermitteln die Teilnehmer an der „Westdeutschen“ ihre Titelträger als „geschlossene Gesellschaft“. Doch ganz außen vor bleiben weitere Interessenten nicht:
„Genuss seit 1978“
Parallel zur Westdeutschen wird mit dem „fünften Sauerlandpokal“ schmauchenden Neueinsteigern aus der Region die Möglichkeit gegeben, sich mit den „Profis“ zu messen. „Eine gleichzeitige Wertung in der Westdeutschen Meisterschaft ist aber leider nicht möglich, da nur Starter zugelassen sind, die im Verband Deutscher Pfeifenraucher organisiert sind. Daher erfolgt die Wertung des Sauerlandpokals separat“, erklärt Schreiber.
Aber – wie erwähnt: Sportlicher Ehrgeiz, schön und gut; doch der einzige unverrückbare Grundsatz findet sich sogar im Clubwappen: Der Spruch „Genuss seit 1978“ rankt sich um eine Pfeife mit dem Schriftzug „PUBA“.
"Pfeifenrauchcer stellen sich nicht für eine "schnelle Pfeife" an die Straße
Drei Fragen an den Vorsitzenden Andreas Schreiber
1. Wie wurde die Idee geboren, solch ein „exotisches“ Hobby zu pflegen – sogar als Verein?
Die vier jungen Freunde Peter, Ulrich, Burkhard und Andreas fanden das Pfeiferauchen ansprechend. Hinsichtlich des kultivierten Tabakgenusses hatte es im Vergleich zum für junge Leute gängigen Zigaretten rauchen eindeutig die Nase vorn. Geschmack und vor allem der Duft eines guten Tabaks waren mit dem einer Zigarette nicht zu vergleichen. Es ging um Genuss, nicht um Sucht. Ein Besuch der Vier bei einem Neheimer Pfeifenclub war zwar interessant, die Interessen der dortigen Mitglieder wichen jedoch von denen der vier Voßwinkeler sehr ab. Die Neheimer waren mit ihren durchschnittlich 30 Jahren einfach zu alt…
2. Raucher haben es heutzutage sehr schwer – wie belastend ist das für das Vereinsleben?
So schlossen sich die vier Freunde zu einem eigenen Club zusammen. 2 Raucher haben es heutzutage sehr schwer – wie belastend ist das für Ihr Vereinsleben? Für PUBA ist es jetzt nicht mehr möglich, sich in einer Kneipe zu treffen. Ein Treffen muss in einem privaten Rahmen stattfinden. Aber wir finden immer Lösungen, eine Belastung stellt dies für den Club nicht dar. Grundsätzlich finden wir es schade, dass es heutzutage nicht mehr möglich ist, in einer Gaststätte bei einem Glas Wein oder Bier eine gepflegte Pfeife zu genießen. Auch wenn Gastwirt und Gäste einverstanden wären. Hier ist ein Stück Genusskultur verloren gegangen. Pfeifenraucher stellen sich nicht für eine „schnelle Pfeife“ an die Straße. Das passt nicht.
3. Gibt es von Zeit zu Zeit neue Mitraucher – oder ist PUBA ein aussterbender Verein?
PUBA ist mitnichten ein aussterbender Verein. Wir sind heute zwölf Mitglieder. Immer wieder finden neue Pfeifenraucher den Weg zu uns. Ein echter Pfeifenclub aus guten Freunden scheint eine eigene Attraktivität zu haben. Gerade in einer schnelllebigen und digitalisierten Zeit bietet PUBA eine Besinnung auf wahre Werte wie Beständigkeit und Ruhe.
Die Fragen stellte Torsten Koch
Bericht vom 12. April 2018