Angst vor einem „gewaltigem Klotz“

Nachbarn des künftigen Gewerbegebiets Gut Nierhof I in Voßwinkel werden bei Bürgerinfo mit Plänen für 224 Meter langes und bis 17 Meter hohes Lager konfrontiert


Ein wenig resigniert und schockiert verließen rund 40 Voßwinkler Bürger in dieser Woche eine Informationsveranstaltung über Pläne der Arnsberger Leuchtenfirma Trio zur Errichtung eines großen Lagerhallenkomplexes im zu erweiternden Gewerbegebiet Gut Nierhof. Der Rat der Stadt Arnsberg entscheidet in seiner heutigen Sitzung über Aufstellung des Bebauungs- und Änderung des Flächennutzungsplans. „Da geht doch das Bild des Dorfes über die Wupper“, formulierte eine Anwohnerin mit spürbar von Emotionen überwältigter Stimme ihre Sorgen. Der vom Architekten Andreas Brandenburg vorgestellte Baukörper machte aufgrund seiner Größe das Publikum fast sprachlos.

Dabei geht es bei dem heute zu fällenden politischen Beschluss noch gar nicht um das Bauprojekt an sich, sondern zunächst um den Bebauungsplan. „Auf den werden wir dann mit unserer Planung reagieren“, sagt Diplom-Ingenieur Andreas Brandenburg.


Trio Leuchten auf 55 000 qm
Insbesondere die Bewohner der Wiedhofstraße machen sich Sorgen über das, was da kommen soll.
Der Architekt stellte die Entwurfsplanung vor. Geplant ist eine überbaute Fläche von 23 850 Quadratmetern bei einer Länge des Gebäudekörpers von zunächst 224 Metern und einer Breite von bis zu 110 Metern. Später sei eine Erweiterung optional auf dem Grundstück möglich. Die Gebäudehöhen würden sich zwischen 15 und 17,50 Metern bewegen. Der Baukörper soll aus einem dreigeschossigen Verwaltungstrakt, einem Hochregallager (Breitganglager) und einem etwas höheren Schmalganglager bestehen. Der Warenumschlag an 13 Laderampen ist auf der nicht der Wiedhofstraße, sondern zur Echthausener Straße zugewandten Seite vorgesehen. Die Erschließung soll allein über einen Stich zur Voßwinkler Straße (Bundesstraße 7) erfolgen. Auf dem 55 000 Quadratmeter großen Betriebsgelände sollen zudem Pkw-Stellplätze für rund 300 Mitarbeiter vorgehalten werden. „Das ist der Entwurf“, so Andreas Brandenburg, „im Detail können sich noch kleine Änderungen ergeben“. Die Firma Trio Leuchten spricht von einem Investitionsvolumen von 18 bis 20 Millionen Euro.


Kritik an fehlender Geländeansicht
Die Voßwinkler Bürger hören sich das an, fragen kritisch und zeigen sich schockiert. „Jetzt gucken wir in der Wiedhofstraße auf eine 17 Meter hohe Wand?“, fragen sie ungläubig. Da keine visualisierte Ansicht aus Perspektive der Wiedhofstraße gezeigt wird, beruhigt da auch die Feststellung von Stadtplanern und Architekten nicht, dass der Gebäudekörper ja auch durch Geländeausgleich ein Stück weit in den Hang hineingebaut werden müsse und so nicht ganz so hoch wirken würde. So bleibt die Angst vor einem „Klotz“ vor dem eigenen Grundstück. „Dass wir damit nicht glücklich sind, muss doch klar sein“, so ein Anwohner, „wir haben doch bis jetzt hier im Paradies gewohnt.“ Später werden die Aussagen emotionaler. „Im Osten wurden die Mauern abgebaut. Wir bauen sie hier wieder auf“, so eine Stimme. Und wieder ein anderer: „Sonnenuntergang ist für uns jetzt früher!“


Der Architekt will keine Augenwischerei betreiben. „Das Gebäude lässt sich nicht leugnen“, sagt Andreas Brandenburg. Viele Anwohner hätten sich lieber kleinteiligere Nutzung im zu erweiternden Gewerbegebiet gewünscht. „Kleine Firmen bauen nicht so ein Ufo“, glaubt ein Anwohner. Bernd Lepski von der Wirtschaftsförderung der Stadt Arnsberg verweist aber darauf, dass man froh sei, große Firmen in der Stadt halten zu können. „Und wir hätten ein ungutes Gefühl, wenn wir die Firma nicht kennen würden“, ergänzt Stadtplaner Wilfried Bergmann von der Stadt Arnsberg.

 

Bebauung erträglich machen
Klar wird gemacht, dass diese geplante Bebauung grundsätzlich zulässig sei. „Aber man muss das doch dann zumindest für die Anwohner erträglich gestalten“, fordert eine Voßwinklerin und schlägt eine hochwachsende Baumbepflanzung zwischen Baukörper und Wohnbereichen vor, „und damit sollte man dann auch schnell anfangen, damit die Bäume wachsen können!“


Heute soll der Rat über die Aufstellung eines Bebauungs- und eine Änderung des Flächennutzungsplanes entscheiden.
Eine einmonatige Offenlegung der städtebaulichen Planungen (aber nicht vorhabenbezogenen) ist ab Mitte Juli vorgesehen. Hier können Bürger ihre Einwände vortragen.

Kurzfristig vorgestellt bei der Bürgerinfo wurden auch die Pläne, einen Bebauungsplan für Gut Nierhof III aufzustellen.Hier gäbe es Interesse von „vier namhaften Firmen“.

Dieses 6,9ha große Gebiet grenzt im Westen ans Gewerbegebiet Gut Nierhof II, an die Voßwinkler Straße im Süden und einen Wirtschaftsweg im Norden. Hier steht erst das Verfahren der „frühzeitigen Beteiligung“ an.

 Bericht vom 28.06.2017